moin ihr lieben,
an was denkt ihr als erstes, wenn ihr „große freiheit`“ hört? an hans albers? an jungesellenabschiede, rotlichtbars und wilde feiereien?
ja, ich muss sagen, das ging mir auch so… und ehrlich gesagt meide ich diesen teil des kiez wo ich nur kann…. zumindest wenns dunkel ist. manchmal komme ich nicht umhin, beispielsweise bei konzert- oder theaterbesuchen oder bei verabredungen in der umgebung. im klischee gedacht, erwarte ich rund um die große freiheit im dunklen erstmal nicht viel, was mich begeistern kann….


…
so wussten elke und ich bei unserer tour an einem samstag vor ein paar wochen auch nicht gleich, wo denn wohl die hausnummer `große freiheit 62´ sein könnte…wir suchten ein parkhaus. genauer – das dach eines parkhauses. auf unserem weg von der reeperbahn über die gesamte große freiheit begegneten uns dann quasi direkt unter der wunderschönen leuchtstoffreklame des safari direkt auch ein paar deutlich als touristen wahrnehmbare herren… genau so ist meine klischeevorstellung. ha!
aber – davon, dass st. pauli abseits der klischeebehafteten feiermeilen eine menge bunte vielfalt und……wunderbarer projekte am start hat, davon sollten wir uns gleich ein paar häuser weiter überzeugen können.

am parkdeck angekommen erwartete uns an einem wundebar sonnigen tag eine fast nicht vorstellbare ruhe und ein eigentümliches easy-going-gefühl. da war es, das GARTENDECK. mitten auf dem ansonsten so troubeligen kiez.
seit 2011 gärtnern hier hamburger_innen in ihrem temporären urabanen garten und pflanzen nutzpflanzen in mobilen beeten an. ein gemeinschaftsprojekt in dem es – während man gemeinsam sät, gießt, pflegt und erntet – um neue, erlebbare formen der urbanen gemeinschaft und lokal produzierte lebensmittel geht.


auf der homepage habe ich dann erfahren, dass es neben dem ernten und genießen natürlich auch viel arbeit gibt. so finden beispielsweise regelmäßig, also genau gesagt täglich um 22:30, runden zum schnecken einsammeln statt. da die gärtner_innen auf die chemiekeulen verzichten wollen, werden aufwändig abends per hand die hungrigen schnecken eingesammelt und in weiter entfernten grünflächen wieder ausgesetzt. das finde ich irgendwie so konsequent wie rührend… und was für ein aufwand.
das GARTENDECK hat eine facebookseite, auf der ihr das neueste erfahre könnt…. oder ihr seht euch die schönen filme an, die auf der homepage stehen.

diese alternative art, sich zusammenzuschließen, räume nutzbar zu machen und in großstädten flächen für den lebensmittelanbau, die bienenzucht und das wohlbefinden zu nutzen, weiß ich wirklich zu schätzen. immerhin leben wir in einer stadt in der – wie gestern geschehe, ich sätze höre wie: „ich lebe in einer mikroskopisch kleinen wohnung“ und die mietpreise, vor allem auch für die wohnungen in den vierteln mit guter infrastruktur wirklich teuer sind. an balkone und gärten ist in vielen fällen gar nicht zu denken.
ich weiß dann auch immer gleich unseren balkon zu schätzen…. der zwar wirklich selten sonne abbekommt… aber immerhin ermöglicht, abends mal draußen zu sitzen… nicht sehr luxuriös, aber grün und mit platz für ein vogelhäuschen. immerhin! eine wohnung, wie wir sie in bielefeld hatten, in deren garten eine sitzhängematte unter dem knorrigen apfelbaum hing, wäre hier für uns schlicht unerschwinglich.
also: nutzen wir die flächen die wir haben!
und machen uns die unbegrünten flecken zu gärten. da reichen ein paar SEEDBOMBS…
wisst ihr was das ist? hier gehts zur anleitung!
