über das ankommen in der neuen stadt – zum thema nachbarschaft

moin ihr lieben,

wooohoooo! heute erscheint dieser beitrag hier auf hamburg.de … hatte ich schon erwähnt, dass ich dort eine von 11 bloggerinnen bin, die jetzt regelmäßig einmal in der woche das portal „so bloggt hamburg“ füttern? ich bin gespannt wies läuft! so oder so… ich freu mich hier und DORT über kommentare!

los gehts!

das neu-sein in einer stadt stellt die zugezogenen vor verschiedenste herausforderungen. in meinem fall war es – wie ihr ja wisst – nun ein umzug aus bielefeld, einer stadt, die (grob gesagt) etwa so groß ist wie der bezirk altona, nach hamburg. alles ist neu. die wege, die geräusche, die politik eines stadtstaates, der job, der dialekt, die hektik, das wasser und nicht zu unterschätzen, die nachbarschaft.

anfangs ist alles aufregend und die nervosität versteckt noch die wehmut und den verlust des vertrauten… heute möchte ich euch etwas zum thema nachbarschaft erzählen. darüber, wie ich mir vornahm, in eimsbüttel kontakte zu knüpfen und dabei die künstlerin barbara pier in meiner straße kennenlernte. ich wollte jemandem winken, im vorbeigehen, mich nicht so anonym fühlen… und das ging so:

farbtuben künstlerin

bis nach so einem umzug  in eine neue stadt ein vertrautes gefühl aufkommt, das dauert wohl. wege müssen erst ein paar mal abgeschritten worden sein, die erste volle bonusstempelkarte beim biobäcker will zunächst erreicht worden sein, um zu wissen, welches der brote hier für mich in frag kommt… ein langer weg, der neben dem einleben in eine neu stelle und dem verstehen der politik einer stadtstaates parallel verläuft.

immer mal zwischendurch beschlich mich das gefühl von heimweh und mir war gar nicht ganz klar, was genau ich vermisste. das was ich dazugewonnen hatte, durch eine stadt mit dermaßen viel kultureller vielfalt und wasser war mir hingegen sehr bewusst.
es waren in erster linie natürlich die freundinnen, klar – aber auch dinge wie das winken einer nachbarin im vorbeifahren, das immer gleiche gesicht der kassiererin an der supermarktkasse, die ich gewohnheitsmäßig ausnahmslos ansteuerte. die tatsache, dass die friseurin sich noch an den gemeinsam abgesprochenen plan für meine wunschfrisur erinnerte und auch wusste, ob ich im urlaub war…
eines der themen betrifft die nachbarschaft. die unmittelbare nachbarschaft. die im eigenen haus. das gemeinsame jäten des unkrautes im garten, das selbstverständliche tragen der tüten der unter uns wohnenden, supernetten entwicklungshilfehebamme in rente, das gemeinsame wehren gegen die blöden pläne des vermieters… ja, sogar der haustürschlüssel konnte gefahrlos von außen in der tür stecken… so war das in bielefeld.

nun kann man unterschiedliches glück haben, mit den neuen nachbarn. unseres war eher so mittel.
die anderen parteien im haus sind fast alle ewig da, kennen und duzen sich und ich vermute, sie finden uns ein bisschen blöd dafür, dass wir in eine grundsanierte wohnung für viel mehr miete gezogen sind, als sie selbst zahlen…. kann man ja auch blöd finden… wir werden also beäugt. zumindest fühlt es sich so an.

holzpuppe künstlerin

na, und dann habe ich kürzlich beschlossen, dass das gute nachbarschaftsgefühl ja auch die angrenzende hood mit einschließt. und war ich nicht schon ne weile neugierig um das atelier herumgestrichen, was direkt 2 häuser weiter liegt?
also – selbst ist die frau. so schwer kann das mit dem guten nachbarschaftsgefühl doch nicht sein. meine offenheit wird schon dazu beitragen…
und so sprach ich barbara pier an. sie ist malerin. ihren namen kannte ich schon, von dem schild an ihrem atelier. ich sah sie in unserer straße an der ecke, als sie die bank anmalte, die bislang eher ein schlichtes, schmuckloses dasein führte. und ich fragte sie, ob sie lust hätte, auf ein gespräch mit mir. wir verabredeten uns auf einen kaffee.

offene ateliers
offene ateliers

zeitgleich war in unserem teil hamburgs gerade das wochenende der offenen ateliers des BBK. also marschierte ich schon mal mit meiner kamera zum termin in ihr offenes atelier, interessiert daran, was die neuentdeckte nachbarin für kunst macht. jetzt bin ich keine kunstkennerin, mir fehlen oft auch die worte für die eindrücke… aber fragen kamen mir in den kopf, die ich barbara pier stellen wollte, sobald wir dann demnächst beim kaffee säßen.

staffelei atelier

und da saßen wir dann, ein paar tage später… 2 frauen, die sich bis dahin wildfremd waren, durch meinen impuls, der nachbarschaft ein wenig ihrer großstadtanonymität zu nehmen… und lernten uns ein bisschen kennen. zögerlich zunächst… und dann redeten wir über die geschichte des hauses, in dem das atelier liegt. es heißt auroraburg, wurde 1907 erbaut und hat herrliche stuckverzierungen. ich erfuhr, dass barbara pier schon seit 1978 in eimsbüttel wohnt, nur einen steinwurf entfernt vom jetzigen atelier. ihre bisherigen arbeitsplätze lagen in billbrook und langhorn und sie genießt es nun, sozusagen ganzheitlich in eimsbüttel anzukommen – das atelier jeder zeit aufsuchen zu können, spät abends oder nachts, am wochenende.. . die charismatische malerin sagt, dass sie immer gerne einen festen punkt hat, von dem aus sie ausschwärmt, an dem sie aber zur ruhe kommt. dieses zu hause ist eimsbüttel für sie.

wir erfuhren voneinader, dass wir samstags oft am gleichen stand auf dem markt kaffee trinken und tauschten uns über die freuden und kümmernisse mit den nachbarinnen in unseren häusern aus.
auch über ihre kunst sprachen wir. die sie als figürlich und angebot für den betrachter bezeichnet. meine erstaunte nachfrage, als sie mir schildert, dass sie manche bilder übermalt, also quasi weiterentwickelt, ob sie denn nicht an den alten aussagen hänge, die die bilder in ihrer ursprungsversion haben, beantwortet sie lächelnd mit dem satz: „oh, ich bin nicht eitel“. ich staun(t)e.

bild barbara pier

barbara pier erzählte mir von ihren bemühungen, vor dem atelier eine patenschaft für ein stückchen wildbewachsene fläche zu übernehmen, von der zusage des gartenbauamtes und der überraschung, als ein paar tage später morgens an der gleichen stelle festbetonierte fahrradbügel standen…  und das alles so augenzwinkernd… wir waren mittlerweile bei der zweiten tasse kaffee angelangt.

ich wette, wir winken uns jetzt, wenn wir uns sehen, erkennen uns, wenn wir zeitgleich am selben marktstand kaffee trinken und treffen uns vielleicht mal auf ein glas wein auf der bank, wenn barbara pier sie gemeinsam mit der hausgemeinschaft des auroraburghauses fertig gestaltet hat. und zack! fühlt sich die nachbarschaft weniger anonym an.
dies war mein plädoyer für den mut, auf andere zuzugehen… die straße ist mehr zu hause, wenn man sich kennt.
wisst ihr was ich meine?

grüßt eure nachbarn!

ach, und wenn ihr meine ersten 4 teile zum thema ankommen in hamburg lesen wollt, dann habe ich sie hier noch mal für euch aufgelistet:

bilder barbara pier