moin ihr lieben,
…das neue gefühl, in einer großen stadt gelandet zu sein, beginnt ja viel mit den kleinen dingen. die ansagen in den s- und u-bahnen sind plötzlich mehrsprachig, es gibt keine vertrauten wege. ich genieße es, zwischen verschiedensten verbindungen wählen zu können, auf meinem weg von der arbeit nach hause. mit dem bus durch die mönckebergstraße, am rathaus vorbei, über den gänsemarkt… oder komplett unterirdisch, dafür in 11 minuten in eimsbush-city, oder die panoramarunde, mit der u3 -komplett an elbphilharmonie, rickmer rickmers und den landungsbrücken entlang..

nun bin ich in meinem job viel in unterschiedlichen arbeitskreisen unterwegs, habe sitzungen in verschiedenste einrichtungen, stadtteilen, bezirken.
als regionalleiterin für altona hatte ich mich beworben und dachte so bei mir, als ich die stelle bekam, dass es sich ja nur um einen stadtteil handelt. über bezirksgrenzen hatte ich mir bis dahin keine gedanken gemacht… und auch nicht darüber, dass bezirksgrenzen politisch gesehen wie kommunale grenzen in flächenbundesländern sind. das wäre aus meiner NRW- logik quasi so, als würde ich um etwas zu erledigen von bielefeld bis bochum fahren, wenn ich hier etwas in altona oder den gleichen inhalt in wandsbek besprechen will.

erschrocken habe ich mich dann aber, als mir bewusst wurde, dass altona annähernd so viele einwohner_innen hat, wie bielefeld ( das ist eher eine gefühlte größeneinheiten, real liegen da schon noch ~50.000 einwohner_innen zwischen)… auweia! faktisch habe ich mich dann schnell eingearbeitet, in die bezirklichen und politischen besonderheiten hamburgs…
niemals also, musste ich so oft nach dem weg fragen, wie hier während der phase der ersten orientierung. und ich sage euch, in der auskunftswilligkeit und ausführlichkeit gibt es in meiner wahrnehmung riesengroße regionale unterschiede.
frank goosen überspitz es in einem seiner scherze über den ruhrpott. laut gelacht habe ich als ich in seinem buch „radio heimat“ an die stelle mit folgendem inhalt kam: …“ oder fragen sie mal in unserer gegend nach dem weg. woanders kann es ihnen passieren, dass ihnen auf die entsprechende frage tatsächlich erklärt wird, wie sie ihr ziel erreichen. bei uns müssen sie mit der antwort rechnen: „watt willze denn da? hömma, ich war da ma. da war scheiße. da willz du gar nich hin! ich sach dir getz ma, wo du hinwillz!“ (frank goosen, radio heimat, eichborn verlag, 2009)
hier in hamburg ist es mir mehr als ein mal passiert, dass die menschen, die ich um rat fragte, mich ausführlich und freundlichst informierten… und im weggehen nochmal nachhakten, um noch eine abkürzung oder ein merkmal des weges hinzuzufügen. das nenne ich freundliche und verbindliche hilfestellung. das genieße ich sehr.
mittlerweile konnte ich hilflos dreinschauenden tourist_innen schon den ein oder anderen weg erklären. dann bin ich immer noch manchmal ein bisschen stolz.
momentan freue ich mich übrigens in den u-bahnlinien 2 und 3 immer an den stellen, an denen smudo von den fantas die haltestelle christuskirche oder jan fedder die haltestelle st. pauli ankündigt. aber das nur nebenbei.